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Kochi, Sonntag, 30. Januar 2005 |
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Feinsinnige Technik | |
Kalamandalam Sivan
Namboodiri, der erste Nicht-Chakyar, der Koodiyattam gemeistert hat, sprach mit K.K. GOPALAKRISHNAN über seine Schaffensperiode in diesem Fach. |
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künstlerischer Wegbereiter: Kalamandalam Sivan Namboodiri. |
OODIYATTAM, eine der ältesten
indischen darstellenden Künste, wurde unlängst von der UNESCO
zum Meisterwerk des gesprochenen und unveräußerliches
Erbes der Menschheit erklärt. Diese Tradition des Sanskrittheaters,
das heutzutage nur in Kerala weiterlebt, wird gewöhnlich nur
von einer bestimmten Gruppe innerhalb der obersten Hindu-Kaste, den
Chakyars, aufgeführt. Kalamandalam Sivan Namboodi, der berühmte Koodiyattam-Maestro, ist der erste Nicht-Chakyar, der diese Kunstform aufgegriffen hat. Nach dem großen alten Mann des Koodiyattam, dem neunzigjährigen Ammannur Madhava Chakyar (der sich aus dem aktiven künstlerischen Leben zurückgezogen hat), ist Sivan der führende Darsteller. Gegenwärtig beruht die Kunstform auf dem künstlerischen Schaffen von Sivan und einer Handvoll Zeitgenossen. Zufall "Meine Einlassung auf Koodiyattam war zufällig. Ich verdanke sie dem Kathakali-Meister Kalamandalam Ramankutty Nair und meinem Guru Paimkulam Rama Chakyar", sagt Sivan Namboodiri im Rückblick auf die 60er Jahre. Der Wunsch, der normalen Schulausbildung zu entgehen, weil "beide, Mathematik und Lehrer sehr hart waren" und dem inneren Ruf zu folgen, ein Kathakali-Künstler zu werden, führten ihn 1965 nach Kerala Kalamandalam, dies ohne Zustimmung der Eltern. "Ein Mann des Auswahlausschusses starrte mich an und forderte mich auf, herumzugehen. Ich hatte furchtbare Beklemmung. Nach einer Weile äußerte es zu der Person, die neben ihm saß: 'Chakyar, dieser Junge würde ideal für Koodiyattam sein; es ist wäre besser, wenn du ihn nähmest.' Das war das erste Mal, daß ich von Koodiyattam hörte. Ich fing an zu weinen, weil ich ein Kathakali-Künstler werden und den Ravana spielen wollte... Ich dachte, daß das unbekannte Koodiyattam besser sein würde die Rute des Mathelehrers, die ich kannte," fügt Sivan hinzu. Als er Kalamandalam beitrat, wurde ihm deutlich, daß die beiden Männer des Auswahlausschusses der Kathakali-Meister Kalamandalam Ramankutty Nair und Paimkulam Rama Chakyar, der erste, der Koodiyattam und Chakyarkoothu aus dem Tempelgelände herausholte und in den Bereich des Öffentlichen einführte, waren. Sivans Ausbildung fand unter Rama Chakyar statt. Sivan wurde sich bewußt, daß er Geschichte schrieb, indem er der erste Nicht-Chakyar wurde. |
Er war außerdem der erste, der aus der institutionalisierten
Ausbildung hervorging, da bis 1965 Koodiyattam lediglich in der
strengen gurukulam-Tradition gelehrt wurde. Lebendige Darstellungen Sehr viel später gewann ihm die Darstellung von Ravanna in seiner künstlerischen Laufbahn, die sich über vier Jahrzehnte spannt, weltweit begeisterte Anhänger. Niemand in Koodiyattam übertraf ihn in der Charakterisierung von Ravana in Stücken wie"Thoranaydham" und "Jatayuvadham". Genauso lebendig war seine Darstellung als Bali in "Balivadham", von seinem Guru Paimkulam Rama Chakyar bearbeitet und ästhetisch choreographiert . Die Reinheit der satwik abhinaya (authentischer Gefühlsausdruck und seine ästhetische Projektion durch den den Darsteller, einschließlich der Gesichtsmimik) ist in seiner Darstellung als Arjuna in "Subadradhananjayam" und als der Heilige n "Bhagavatjukeeyam" zu sehen. Dem verwandelten Heiligen wohnt die Seele der Vasanthasena inne, der Frau der Lüste, eine Rolle, die eine Herausforderung für jeden Künstler ist. Sivan hat zweifelsohne seine Befähigung in dieser komplizierten Rolle bewiesen; er ist der einzige Koodiyattam-Künstler, der diese Rolle am häufigsten gespielt hat, seit Paimkulam sie in den späten Siebzigern choreographiert hat. Orthodoxe Einwände Zu Beginn seiner künstlerischen Karriere jedoch mußte Sivan Namboodiri Beleidigung und Erniedrigung erdulden. Es gab Beispiele, wo Orthodoxe ihn der Bühne verwiesen. Auch sein Guru wurde gedemütigt, weil er es wagte, ihn auszubilden. Aber seine künstlerische Leistung überzeugte sie schließlich. Sivan sagt, daß dies sein bescheidenes Tribut für seinen Meister ist, der viel Kummer erleiden mußte, weil er ihm die Kunstform lehrte und sie dem breiteren Volk zugänglich machte. Selbst heutzutage ist er nicht erlaubt, in den Koothambalams (den traditionellen Theatern für Koodiyattam) auf den Tempelgelände aufzutreten, hauptsächlich deshalb, weil die Gemeinschaft der Chakyar es ihm nicht erlaubt. "Ich möchte dazu keinen Kommentar abgeben", sagt Sivan Namboodiri, der der letzte ist, der "an Kontroversen interessiert ist, denn mein Eintritt in Koodiyattam selbst war umstritten, und ich habe genug davon" |
Seine Darstellung anläßlich des Kölner Festivals (Deutschland) in 1980 ist bei Theater-Kennern immer noch anerkennend erinnert. Kerala Kalamandalam brachte vier Stücke zur Aufführung: ("Shoorpanakhangam", "Subadradhananjayam", "Jatayuvadham" und"Thoranayudham"). In allen spielte Sivan die Hauptrolle. Die unzähligen Vorhänge waren Zeugnis von der Aufnahme durch das Publikum und "als der Morgen zu dämmern begann, wäre ich fast unter den Hunderten, die sich um mich im Konversationszimmer versammelt hatten, einige mit Champagner, zusammengebrochen", erinnert sich Sivan Namboodiri. Als Student gewann Sivan Namboodiri die begehrte Goldmedaille des angesehenen Saratholsavam als bester Koodiyattam-Darsteller für drei aufeinanderfolgende Jahre. Es verwundert kaum, daß Rukmini Devi Arundale seine "einfühlsame Darstellung der sehr feinen Technik der abhinaya" pries, nachdem sie seine Darstellung des Kalakshetra in 1971 gesehen hatte. Die erste Mrinalini Sarabhai Auszeichnung für den außergewöhnlichsten indischen Künstler und die staatliche Sangeet Natak Akademie Auszeichnung sind unter den verschiedenen Lorbeeren, die ihm verliehen wurden. Sivan Namboodiri ist jetzt in seinen Mittfünfzigern und wird sich demnächst von Kalamandalam zurückziehen. Die Tatsache, daß es keinen anderen Koodiyattam-Künstler seines Kalibers gibt, spricht Bände über seine einzigartiges künstlerisches Schaffen.® As
Arjuna in „Subadradhananjagam“.
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siehe auch: | http://koodiyattom.kerala-india.com http://www.namboothiri.com/articles/koothu.htm |